Dünkirchen, Dynamo und kleine Schiffe

In den letzten Tagen fanden in Nordfrankreich Veranstaltungen zum Gedenken an die Evakuierung von britischen und französischen Truppen im Jahr 1940 statt.  Seit nun 70 Jahren redet man in Großbritannen von den “Little Ships” und dem “Dunkirk Spirit”.

Helm am Strand von Dünkirchen - ©iStockphoto.com/JohncairnsEnde Mai 1940 wurde die sogenannte “British Expeditionary Force” durch die deutsche Wehrmacht in Nordfrankreich immer enger eingekesselt.  Schließlich zog sie sich mit einem Teil der französischen Armee auf das Gebiet um Dünkirchen in Nordfrankreich zurück.

Daraufhin erfolgte die Evakuierung der Truppen unter dem Namen “Operation Dynamo” nach England – hauptsächlich nach Dover und Ramsgate – zurück.  Jedoch war der Hafen von Dünkirchen nur bedingt einsetzbar, und so spielten nun die “Little Ships” ihre Rolle.

Ungefähr 700 kleine Schiffe – darunter Rettungsboote, Raddampfer und Fischkutter machten sich auf den Weg nach Nordfrankreich, wo die Truppen sich am Strand sammelten.  Einige sind hin und her über den Ärmelkanal gefahren, andere bildeten einen Shuttledienst zwischen dem Strand und den großen Kriegsschiffen, die zu groß waren um näher ans Land zu fahren.

Zwischen dem 27. Mai und dem 4. Juni 1940 wurden so über 300.000 Soldaten evakuiert.  Die Briten nennen diese Aktion ein “Sieg im Angesicht der Niederlage”.  Auch wenn es viele Verluste gab, die Rettung so vieler Menschen wirkte sich auf die Moral dennoch positiv aus.

Es entstand auch die Redewendung der “Dunkirk Spirit” und bezeichnet den Zusammenhalt der Briten in einer Notlage.  Vor kurzem wurde diese in den Medien benutzt um die Erfindungsgabe vieler britischer Urlauber zu beschreiben, die während der Schließung des europäischen Luftraum im April, ihre eigenen Wege zurück nach England gefunden haben.

Heutzutage kehren viele der kleinen Schiffe alle 5 Jahre nach Dünkirchen zurück, um an Evakuierung zu erinnern.  Übrigens dürfen nur diese Schiffe das Georgskreuz als Flagge hissen – anderen Zivilschiffen ist es verboten, da die Flagge das Zeichens eines Admirals ist.

Wer war Lord Lucan?

Lord Lucan oder Richard John Bingham ist wohl der bekannteste Fall von Vermissten Menschen in England.

Richard John Bingham wurde 1934 im Süden Englands geboren und hat mit 29 Jahren den Titel “Earl of Lucan” von seinem Vater geerbt. Er heiratete Veronica Mary Duncon und hatte 3 Kinder mit ihr.

Schatten mit Tasche (©iStockphoto.com/PeskyMonkey)Am 7. November 1974 wurde das Kindermädchen seiner Kinder – Sandra Rivett – ermordet aufgefunden und an wenig Stunden später verschwand Lord Lucan spurlos. Es gibt einige Theorien was geschehen sein soll und in wie weit er in diesen Mordfall verwickelt sein soll. Er wurde jedoch im Juni 1975 von einer Untersuchung durch Geschworene als Mörder von Frau Rivett deklariert.

Richard John Bingham wurde Ende 1992 für verschollen und 1999  für tot erklärt. Aber wer weiß, vielleicht lebt er heute mit 75 Jahren noch irgendwo auf der Welt und lässt es sich gut gehen.

Es gab einige Leute die behauptet haben, ihn gesehen zu haben. Zum Beispiel noch im selben Jahr nach seinem Verschwinden wollte ihn jemand in Australien gefunden haben, was sich als Irrtum herausstellte. So wie die anderen Sichtungen danach in Indien oder Neuseeland.

Was aber geblieben ist, ist der Mythos um ihn und damit verbunden eine Redewendung. In der englischen Umgangssprache redet man davon, wenn etwas verschwunden oder verloren ist “to do a Lord Lucan” zum Beispiel ” my keys have done a Lord Lucan” (zu Deutsch: “meine Schlüssel sind verschwunden”). Spaßhaft kann man das auch bei Menschen sagen, wenn jemand sich länger für eine Tätigkeit zurückgezogen hat “he’s/she’s done a Lord Lucan”.

In Deutschland wäre ein ähnliches Beispiel, wenn jemand Zigaretten holen ist und nicht mehr wieder kommt.

Remembrance Day

Der 11. November wird in Großbritannien (sowie in vielen englischsprachigen Ländern) “Remembrance Day” genannt.  An diesem Tag wird an diejenigen Gedacht, die im Krieg gestorben sind, genau gesagt im Ersten Weltkrieg und die darauffolgenden Konflikte.

Bereits im Jahr 1919 hat man diesen Tag ins Leben gerufen.  Da der erste Weltkrieg mit dem Armistice am 11. November 1918 um 11 Uhr zur Ende ging, finden jedes Jahr am 11. November um 11 Uhr zwei Schweigeminuten statt.  In Geschäften, Bahnhöfen, Büros, Schulen und anderen Orten werden heutzutage diese Schweigeminuten eingehalten.

The War Memorial in Ash

Der zweite Sonntag im November wird als “Remembrance Sunday” bezeichnet.  An diesem Tag finden in den meisten Städten Prozessionen zum Kriegdenkmal statt.  Um 11 Uhr finden ebenfalls an diesem Tag am Denkmal zwei Schweigeminuten statt, im Anschluß folgt ein Gottesdienst.  Tatsächlich sind in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg in den meisten Städten und Dörfern solchen Denkmäler eingerichtet worden.  Es wird erzählt, dass jeder damalige Bürger von England mit einem Kriegsopfer verwandt war.

Die Hauptveranstaltung findet in London statt.  Im Regierungsviertel befindet sich der sogenannte “Cenotaph“.  Am Remembrance Sunday um 11 Uhr versammeln sich hier die königliche Familie, Politiker, Kriegsveteranen, Militärpersonal und Jugendverbände, um beim letzten Schlag von Big Ben die zwei Schweigeminuten zu halten.  Im Anschluß wird der “Last Post” am Signalhorn gespielt und die Beteiligten legen ihre Kränze aus Mohnblumen an den Cenotaph.  Danach folgt ein Gottesdienst sowie die Prozession der Veteranen.

Die Mohnblume aus Papier
Die Mohnblume aus Papier

Für die Briten ist dieser Tag – vor allem diese Zeremonien – sehr wichtig.  Denn an diesem Tag gedenken wir unsere Kriegsopfer der letzten 94 Jahren.  Die Denkmäler sind ein Zeichen des Krieges, mit dem man aufwächst und oft wird man bereits als Kind mit Geschichten und Auswirkungen der zwei Weltkriege konfrontiert.

Als Zeichen der Anteilnahme tragen wir in den Tagen vor dem Remembrance Day Mohnblumen aus Papier.  Diese werden von Kriegsverletzen und deren Angehörigen gefertigt, und gegen eine Spende verkauft.

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